Tuesday, January 18, 2005

Ich war eine Dose, oder wie der Tritt (-Ihn) uns ereilte

Ein Märchen der besonderen Art steckt hinter unserem heiß geliebten Dosenpfand... Die wahren Ziele von Ressourcenschonung und Umweltschutz treten hier hinter verworrenen Eitelkeiten Einzelner und diffuser Versteifung auf fixe Ideen zurück.

Was dahinter steckt läßt sich höchstens erahnen, vielleicht hat sich unser Umweltminister in jungen Jahren beim Zuruf „Tritt-Ihn“ beim Dosenfußball die Zehe verstaucht, vielleicht hat er auch nur das Ziel verfehlt. Möglicherweise wurde ihm von seiner Mama die heißbegehrte Coladose verweigert – wir können nur spekulieren...

Die Kränkung jedenfalls muß sich wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen haben, sonst ließe sich nur böser Wille oder Schabernack hinter der Einführung des Dosenpfands vermuten. Zugegeben, der soziale Aspekt des Dosenpfands wäre nicht zu unterschätzen, wenn es denn noch Dosen gäbe. So könnten sich Mittellose wie in anderen Ländern anhand herumliegender Dosen ein Zubrot sichern – alle Bürger hätten ein reines Gewissen, wenn Sie Dosen herumliegen liessen – aber nein – selbst die einzige Wohltat, die es hätte bringen können ist an der Höhe des Pfands gescheitert. Ganze Industrien (profitable wohlbemerkt) haben Ihre Produktion umgestellt. Und wir müssen nun Bier aus Plastikflaschen trinken... Aber das ist ein anderes Thema. Das Pfand müßte einfach niedrig genug sein, damit es niemanden kratzt.

Und dann natürlich die Entsorgung über die normale Mülltonne, wirtschaftlich am sinnvollsten, gewährleisten..., wie das zum Start des Dosenpfands bestens funktionierte.

Man bedenke, daß die Dose wirklich das EINZIGE Müllprodukt war, dessen Recyclingkreislauf ohne Eingriff des Staates bestens funktioniert hat – Weißblech mit Magneten aus dem Müll zu fischen, ein Klacks – war Herr Trittin eine Dose (?), ist der Arbeitsplatz eines Bekannten durch einen Elektromagneten ersetzt worden? Alles nur Spekulation! Was treibt einen „Volksvertreter“ (Tritt-Ihn) dazu, solchen Unsinn zu verkaufen?

Man könnte anführen, daß das zusätzliche Einsammeln der Pfandprodukte – über ein neues System, nicht etwa die bestens organisierte Müllentsorgung, Arbeitsplätze schaffe – vielleicht. Wer trägt die Kosten? Wo gehen Arbeitsplätze verloren? Alles Spekulation. Wenn die Wirtschaft – das ungezügelte Monster – jetzt noch so gemein wäre (wie bei der Maut) die Kosten frecherweise einfach durch die Hintertür dem Verbraucher aufzulasten? Wenn man bedenkt, daß der Verbraucher alle Kosten tragen muß, damit die Arbeitsplätze nicht gefährdet werden (wenn unwirtschaftlich produziert wird, beispielsweise), könnte man fast darauf kommen, daß diese selbstverliebte, eigennützige Wirtschaft gegen den Willen der Politik sooo weit gehen würde. Auch bei der LKW-Maut wird das bereits gemunkelt – hinter verschlossener Hand versteht sich...

Der Nutzen für die Umwelt ist natürlich enorm – es fahren zusätzliche Fahrzeuge in der Gegend herum, um die Dosen an unzähligen Sammelstellen einzusammeln und natürlich die Ersatzprodukte (ach Gottchen, da fällt mir gerade ein, die müssen auch noch Maut obendrauf bezahlen, ein Teufelskreis). Ich dachte immer der Müll wird sowieso abgeholt. Werden die LKWs – wenigstens die, die die Pfandflaschen herumfahren - mittlerweile mit Windenergie angetrieben? Wenn auch hier die enormen Kosten wieder hinterhältigerweise auf den Verbraucher umgelegt würden, so hätten wir doch wenigstens ein reines Gewissen – oder würde es nur einfach weggeblasen, um im Dunst der Kostenfrage hintenrum wieder völlig zusammenhanglos Arbeitsplätze zu kosten? Fragen über Fragen.

Wie kommt nun dieser Mensch dazu, den Verbraucher, die Wirtschaft – also uns alle, inklusive unserer Arbeitsplätze – so zu treten? Das Geamtkonzept aus den Augen zu verlieren, um etwas ganz bestimmtes durchzusetzen? Hier ist die Lösung glücklicherweise recht einfach.

Es könnte sich um ungewollte Fixierung auf ein Thema – mangels Offenheit – handeln. Bösen Willen möchten wir nun wirklich nicht unterstellen – dies kann einem ernsthaften Politiker tatsächlich nicht untergeschoben werden. Mangelnde Weitsicht (?) – unter Optikern auch als Kurzsichtigkeit bezeichnet?

Wir alle kennen das Phänomen: kürzlich setzte ich einen Freund samt Anhang und Gepäck direkt vor der Haustüre ab – ohne Parkplatz versteht sich – und traf zufällig Freunde, die mir im kurzen Gespräch eröffneten, Sie wollen in die Innenstadt zum Bummeln, was mich angesichts der Parkplatzproblematik in meinem Kopf herzlich wenig interessierte, bis ich erfuhr, daß sie mit dem Auto fahren wollten – ich war plötzlich ganz Ohr und spekulierte auf den freiwerdenden Parkplatz.
So fuhr ich im Schrittempo neben dem trödelnden Liebespaar her – um den Parkplatz zu ergattern. Ich fixierte die beiden und wurde angesichts des Tempos schon ganz unruhig, bis der Kerl plötzlich auch noch stehen blieb und merkwürdige Faxen machte – er fuchtelte mit den Armen herum und zeigt auf irgend etwas. Ich dachte schon, „Mensch mach mal hinne, ich will heute noch parken“ und wurde fast sauer, bis ich bemerkte worauf er zeigte: einen freien Parkplatz. Ein Parkplatz von einem Ausmaß, daß ich mit einem Opel Corsa mit seitlich hochschwenkenden Flügeltüren hätte einparken können. Selbst eine verträumte Frau auf dem Beifahrersitz hätte beim unachtsamen Türaufreißen keinen Schaden am eigenen oder an fremden Fahrzeugen anrichten können – ein Traumparkplatz.

Ohne die Fuchtelei hätte ich den nie gesehen – ja ich war bereits vorher an anderen Parklücken vorbeigefahren – NIEMALS hätte ich das bemerkt. Irgendwie muß ich auf eine ganz bestimmte Lösung fixiert gewesen sein – in anbetracht der Tatsache, daß man in der Gegend schwierig Parkplätze bekommt ein verzeihlicher Fehler oder?

Soviel zur Lösungsfixierung – gibt es dafür einen psychologischen Fachbegriff? Vielleicht hört sich der netter an....

2 Comments:

At October 15, 2010 at 5:37 AM, Anonymous Anonymous said...

Folgendes Textstück ist im Stile von Alfred Döblin verfasst, nach unfehlbarer FAZnet Writelike Analyse. Gratulation:

Probiert es selbst aus ;-)


"So fuhr ich im Schrittempo neben dem trödelnden Liebespaar her – um den Parkplatz zu ergattern. Ich fixierte die beiden und wurde angesichts des Tempos schon ganz unruhig, bis der Kerl plötzlich auch noch stehen blieb und merkwürdige Faxen machte – er fuchtelte mit den Armen herum und zeigt auf irgend etwas. Ich dachte schon, „Mensch mach mal hinne, ich will heute noch parken“ und wurde fast sauer, bis ich bemerkte worauf er zeigte: einen freien Parkplatz. Ein Parkplatz von einem Ausmaß, daß ich mit einem Opel Corsa mit seitlich hochschwenkenden Flügeltüren hätte einparken können. Selbst eine verträumte Frau auf dem Beifahrersitz hätte beim unachtsamen Türaufreißen keinen Schaden am eigenen oder an fremden Fahrzeugen anrichten können – ein Traumparkplatz. "

 
At October 15, 2010 at 5:43 AM, Anonymous Anonymous said...

Interessanterweise im gleichen Text auch ein wenig Theodor Fontane. Was will man machen gegen Vielseitigkeit...

Theodor Fontane würde es so formulieren ;-)

"Die Kränkung jedenfalls muß sich wie ein roter Faden durch sein Leben gezogen haben, sonst ließe sich nur böser Wille oder Schabernack hinter der Einführung des Dosenpfands vermuten. Zugegeben, der soziale Aspekt des Dosenpfands wäre nicht zu unterschätzen, wenn es denn noch Dosen gäbe. So könnten sich Mittellose wie in anderen Ländern anhand herumliegender Dosen ein Zubrot sichern – alle Bürger hätten ein reines Gewissen, wenn Sie Dosen herumliegen liessen – aber nein – selbst die einzige Wohltat, die es hätte bringen können ist an der Höhe des Pfands gescheitert. Ganze Industrien (profitable wohlbemerkt) haben Ihre Produktion umgestellt. Und wir müssen nun Bier aus Plastikflaschen trinken... Aber das ist ein anderes Thema. Das Pfand müßte einfach niedrig genug sein, damit es niemanden kratzt. "

Wer's nicht glaubt teste den Text bei: http://www.faz.net/f30/aktuell/WriteLike.aspx

 

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